Fachkommission, Anlaufstelle für Modellflugsportler
Der Schweizerische Modellflugverband zählt neun Fachkommissionen, kurz FAKO genannt. Sie sorgen dafür, dass die Disziplinen als Sport nach FAI-Regeln ausgeübt werden können und stehen mit Rat und Tat zur Seite wenn technische oder reglementarische Fragen auftauchen.
In den nächsten Ausgaben stellen wir Euch die FAKO's und ihre Präsidenten näher vor. In dieser Ausgabe Rolf Mäder F3 Helikopter und Reto Senn F4 Scale
Rolf Mäder, Fako F3 Helikopter
Helikopterkunstflug ist äusserst anspruchsvoll und wird in der Schweiz aktiv und sehr erfolgreich betrieben. Als Rolf Mäder die Geschicke der Fachkommission F3-Heli als Präsident übernahm, organisierte er sie erst mal um und verteilte die Aufgaben neu. Heute agiert die Fako F3-Heli selbstorganisiert.
«Ich war wohl kaum zehn Jahre alt, als wir den ersten Balsaholz-Flieger auf dem Stubentisch ausgesägt haben. Sehr zum Ärger der Mutter, die den ganzen Staub zusammenfegen musste.» Mit 14 nahm Rolf Mäder zum ersten Mal an einer regionalen Meisterschaft teil. Obschon sein Segelflugmodell für die Kategorie nicht optimiert war, wurde er Zweiter und qualifizierte sich für die entsprechende Schweizermeisterschaft. «Eher zufällig», wiegelt er ab. Mit dem Geld, das er im praktischen Jahr seines Informatikstudiums verdiente, finanzierte er sich seinen ersten Helikopter. Diesen transportierte er in der Bananenkiste auf dem Gepäckträger seines Fahrrades, Benzin und Fernsteuerung im Rucksack. «Das ging so lange gut, bis ich auf dem Flugplatz einmal derart verregnet wurde, dass die Bananenkiste einbrach. Da musste mich einer heimfahren», lacht Mäder. Der Informatik ist er treu geblieben. Nicht so den benzinbetriebenen Helikoptern.
Mitte der 1990er-Jahre entschied sich Mäder, nur noch elektrisch zu fliegen. Des konstanteren und einfacheren Betriebs wegen und schliesslich hinterlassen Elektromodelle auch keinen Öl- und Benzingeruch mehr im Auto. «Das gefällt auch meiner Frau.» Damals kosteten die Akkus noch über 1000 Franken. «Deshalb legte ich eine Pause ein und wechselte in den Grossmodell-Segelflug.» Als Mäder sich 2013 wieder den Helikoptern zuwandte, beorderte ihn der damalige Präsident, Peter Oberli sogleich in die Fako F3-Heli – als Sekretär. «Er fand, ich könne schreiben, verstehe Deutsch und Englisch. ‘Mach mal!’, lautete die Devise.»
Aushängeschild und Arbeit im Hintergrund
Bekanntester Vertreter der FAI-Klasse F3C in der Schweiz ist Ennio Graber, mehrfacher Vizewelt-, Europa- und Schweizermeister. Die Schweizer prägen den Helikopterkunstflug aber auch im Hintergrund mit. Gut drei Viertel der Figuren der internationalen Programme im F3C wurden hier kreiert. «Alle zwei Jahre überlegen wir uns etwas Neues. Dabei werden in einem Programm meistens zwei bis drei Figuren ausgetauscht», sagt Mäder, der die Schweiz in der CIAM vertritt. Sein Engagement ist zeitintensiv, umso mehr freut er sich über die wertvolle Arbeit von Hans Emmenegger und Andy Kessler. «Die beiden haben die Fako zwar verlassen, doch bin ich froh, dass sie mich weiterhin bei der Gestaltung der Flug-Programme unterstützen. Dafür müssen sie nicht zwingend an der jährlichen Fako-Sitzung teilnehmen.»
«Irgendwann im Jahr 2020 stellte Peter Oberli vor einer Fako-Sitzung vier mit Ordnern gefüllte Einkaufstüten vor den Kofferraum von Mäders Wagen und meinte: «Rolf, das machst jetzt Du». «Oberli hatte die gesamte Heli-Mannschaft verwöhnt, indem er jahrelang alles selbst gemacht hatte», sagt Mäder. Dazu war er nicht bereit. «A: bin ich noch berufstätig, B: will ich auch zum Fliegen kommen. Ich organisierte die Fako um, erstellte eine Tätigkeitsliste und verteilte die Aufgaben klar auf die einzelnen Mitglieder. «Heute kommen wir mit einer Sitzung pro Jahr aus, an welcher wir die Wettbewerbstermine der beiden Klassen FAI und SwissCup abstimmen.»
Einstiegsklasse Swiss-Cup als Sprungbrett
Die Fako organisiert insgesamt drei Wettbewerbe in der FAI-Klasse, darunter die Schweizer Meisterschaft, die zur Selektion der Nationalmannschaft zählt, sowie drei Swiss Cup-Wettbewerbe. Letzterer sind die Talentschmiede für Nachwuchspiloten. «Gleich in die FAI-Klasse einzusteigen, das schafft niemand. Rund die Hälfte unserer Piloten partizipiert im Swiss Cup. Diese nehmen wir gerne unter unsere Fittiche und versuchen, sie für die FAI-Klasse zu gewinnen. Wir zwingen natürlich niemanden.» Neben Nachwuchspiloten sind auch Interessierte willkommen, die als Punktrichter amten wollen. Die Fako bietet auch Punktrichterkurse an.
Einen Modellhelikopter sicher zu betreiben und damit erfolgreich Wettbewerbe zu fliegen, setzt ein Verständnis für Mechanik und Elektronik und den Willen zu regelmässigem Training voraus. Mäder absolviert an die 500 Flüge pro Jahr, um in der FAI-Klasse mitzuhalten, Spitzenpiloten mehr als das Doppelte. «Bei der Ausbildung ist ein langsames Herantasten gefragt, die Grenzen müssen langsam aber stetig erweitert werden.» Bis einer den Schwebeflug perfekt beherrscht, muss er rund zwei Jahre trainieren, bis er so präzise im Kreis landet, wie Mäder, vergehen mehrere Lenzen, auch wenn es für Aussenstehende einfach aussieht. «Wir von der Fako unterstützen alle mit Rat und Tat, die das wollen», sagt Mäder, «nur fliegen müssen sie selbst.»
Das Dilemma mit der Zeit kennt auch er, etwa beim Gedanken an die Teilnahme an Weltmeisterschaften. Nicht jeder kann oder möchte zwei Wochen seiner kostbaren Ferientage dafür einsetzen. Es sind diesbezüglich Bestrebungen im Gange, internationale Meisterschaften zeitlich abzukürzen. Zeitintensiv ist auch die andere Leidenschaft Mäders und seiner Frau: Sie besitzen zwei Pferde, die versorgt und bewegt werden wollen. «Vielleicht hindert mich das, ein besserer Pilot zu werden», schmunzelt er.
Fako 4 Scale Reto Senn
Dem Nachwuchs den Einstieg erleichtern
Schweizer Scale-Piloten sind momentan sehr erfolgreich und der originalgetreue Nachbau von Flugmodellen erfreut sich grosser Beliebtheit. Ende August gewann Andreas Schär die Jet World Masters 2025 in Norwegen in der 20 kg-Klasse und Alfred Doppelhofer holte in der gleichen Kategorie Bronze. Doch die Spitzenpiloten werden älter. Die Betonung muss daher auf «momentan sehr erfolgreich» liegen. Reto Senn ist es wichtig, dem Nachwuchs jetzt den Einstieg in den Wettbewerb zu erleichtern.
Wer in der FAI-Kategorie F4C an Wettkämpfen teilnehmen möchte, muss das Modell praktisch von Hand aus Balsaholz fertigen. Sobald Kunststofformen verwendet werden, Teile mit CNC produziert werden oder aus dem 3D-Drucker kommen, gibt’s dafür heftige Abzüge. Reto Senn weiss, dass viele Junge oder Jüngere Freude am Fliegen und an originalgetreuen Modellen haben, aber nicht Monate im Baukeller verbringen wollen oder können. Um auch diesen Piloten den Einstieg in den Scale-Wettbewerb zu erleichtern, musste eine Lösung gefunden werden.
Senn holte zwei junge Piloten in die Fako. Sie entwickelten die Kategorie Beginners mit klareren und einfacheren Regeln. Zur Baubewertung dient ein Bild, wobei die Modelle in einer Linie aufgestellt sind. Das am besten bewertete Modell erhält das Punkte-Maximum, die Folgenden je 30 Pt weniger. Eine weitere Überlegung war, die Schweizermeisterschaften statt als F4C-Wettkampf unter der Kategorie F4h zu fliegen. In dieser Kategorie zählt das Fliegen doppelt und die Baubewertung erfolgt aus fünf Metern Distanz, anhand von fünf Bildern. Zudem zählt das Fliegen doppelt. «Unsere Hoffnung ist, dass sich mehr Piloten dafür begeistern lassen, in der F4H teilzunehmen, und wir dann den einen oder anderen für einen Wechsel in die F4C motivieren können», sagt Senn. In diesem Jahr führte die FAKO 4 Scale zum ersten Mal eine Schweizer Meisterschaft ausschliesslich nach den Regeln der neuen Kategorien durch. In der Beginners-Klasse traten sechs Piloten, vom Schüler bis zum Ü50-Jährigen, gegeneinander an. Senn ist zufrieden. Auch aus dem Publikum vernahm er positive Reaktionen von Piloten, die sich eine Teilnahme in dieser Kategorie vorstellen können.
Technischen Fortschritten Rechnung tragen
Senn will sich aktiv dafür einsetzen, dass die FAI die Verwendung der technischen Errungenschaften im Scale-Bau nicht mehr mit horrenden Abzügen quittiert, sondern akzeptiert. Sollte der jetzige FAI-Vorsteher der Kategorie F4 noch einmal wiedergewählt werden, hat er sich vorgenommen, in der CIAM Einsitz zu nehmen und den bisherigen Schweizer Vertreter abzulösen. In seiner langen Fako-Karriere, hat Senn manchen Fortschritt erlebt. Es war Emil Giezendanner, der ihn 1994 motivierte, der Fako beizutreten. «Ich war damals einer der Gründer der IJMC, weil wir eine Weltmeisterschaft für Jets wollten und es eine solche FAI-Kategorie noch gar nicht gab. Seit rund acht Jahren steht er der Fako als Präsident vor. Seit er nicht mehr zur Arbeit muss, ist dieses Engagement eine willkommene Beschäftigung. «Ich mache es gerne. Jahrelang hatte ich profitiert, jetzt kann ich etwas zurückgeben.»
Der Fako gehören alle Scale-Klassen ausser jener des Fesselflugs an. Heisst, Jet-Scale, IJMC, Scale F4C, F4H und F4K (Helikopter). Neben drei Fako-Sitzungen für die Organisation der Schweizermeisterschaft und die Selektion der Nationalmannschaft trifft sich Senn auch mit dem Sportchef. Dabei geht es um die Nachwuchsförderung, aber auch um die neuen Vorgaben von Swiss Olympics und um Finanzielles.
Scale braucht viel Platz und Infrastruktur
«Unsere grösste Herausforderung ist, Vereine zu finden, die über die nötige Infrastruktur verfügen, damit wir unsere Wettbewerbe durchführen können. Wir haben Modelle, deren Aufbau bis zu anderthalb Stunden in Anspruch nimmt», erklärt Senn. Da diese abends nicht einfach auseinandergenommen werden können, braucht es eine Einstellgelegenheit, etwa ein grosses Zelt. Um vorbildgetreu zu starten, ist eine längere Piste nötig, als die meisten Modellflugplätze eine haben. Bis vor einigen Jahren konnten Scale-Wettkämpfe auf Militärflugplätzen ausgetragen werden. «Im nächsten Jahr planten wir mit Alpnach, doch inzwischen legte die armasuisse ihr Veto ein, weil sie derzeit keine öffentlichen Anlässe auf den Flugplätzen wollen», sagt Senn.
Sorgen um gesunkene Toleranz
«Es ist schon so: Mein Leben ist seit dem Bubenalter mit der Fliegerei verknüpft. Ich wollte Militärpilot werden. Als dies nicht klappte, nahm ich mir vor, in der Fliegerei zu arbeiten, und tat dies auch. Heute, in der Pension, ist es das, was mir den Tagesablauf vorgibt», sagt Senn, der sich auf Spaziergängen mit dem vierbeinigen Freund fit hält. «Aber seit meine Frau nicht mehr arbeitet, unternehmen wir längere Reisen mit dem Camper. Was mich daran reizt, ist, die Routen vorzubereiten. Auf die Frage, ob es etwas gibt, was er gerne noch erwähnt hätte, weiss Senn sofort eine Antwort. «Wir gönnen einander nichts mehr. Das macht mir manchmal etwas Sorgen. Wenn der Falsche mit unserem Hobby ein Problem hat, haben wir ein miserables Blatt im Ärmel, um unsere Beschäftigung noch ausüben zu können.»
Die Interviews führte Andrea Bolliger
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